Viele positive Zeichen im Zusammenhang mit dem Virus – oder: Warum es nicht so dramatisch ist, dass der „Infektions-Index“ auf 90 gestiegen ist.

Leute, die regelmäßig meine Website besuchen, werden beobachtet haben, dass der „Infektions-Index“, den ich am 7. Mai vorgestellt habe, seitdem von 62 (bzw. später korrigierten 61) auf nun 90 angestiegen ist – innerhalb von nur einer Woche. Doch auch wenn diese Entwicklung dramatisch aussieht, ist sie nicht so dramatisch. Denn: Auch weiterhin sinkt die Zahl der positiven Test-Ergebnisse im Zusammenhang mit SARS-CoV-2, also die Zahl der offiziellen Neuinfektionen.

Stand 14. Mai, 0 Uhr, hatten wir in den jüngsten sieben Tagen 5.964 positive Tests und damit 90% der 6.608 aus den sieben Tagen davor. Diese 90% sind damit der aktuelle Infektions-Index. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt derzeit also nicht mehr so deutlich wie in den Wochen zuvor, sie fällt aber weiterhin. Die 5.964 positiven Tests sind der geringste Wert eines 7-Tage-Zeitraums seit dem 14. März.

Hier wird nun eben auch deutlich, dass ein Infektions-Index von 90 bei einer recht geringen Zahl von Neuinfektionen (5.964 pro Woche entspricht 852 pro Tag) längst nicht so gefährlich ist, als hätten wir Mitte April einen von 90 gehabt, als die Zahl der positiven Tests eines 7-Tage-Zeitraums noch bei fast 25.000 bis 30.000 lag. Damals ging der Infektions-Index glücklicherweise schnell herunter auf zwischenzeitlich sogar 59 und damit eben auf die recht geringen Zahlen an Neuinfektionen, die wir nun haben.

Warum der Index auf 90 gestiegen ist, lässt sich nicht hundertprozentig sagen. Die Lockerungen der Maßnahmen mit den Ladenöffnungen ab dem 20. April könnten eine Rolle spielen – eventuell zusammen mit der Leichtsinnigkeit einiger Menschen. Dennoch zeigt der Wert von 90 aber auch, dass diese Öffnungen nicht dazu geführt haben, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder ansteigt. Der Index liegt eben bei 90 und nicht über 100. Es deutet derzeit auch nichts darauf hin, dass er zeitnah über 100 ansteigen könnte.

Ein weiterer Aspekt, der mit in die Zahlen der vergangenen Tage hineinspielt, sind einzelne Ausbruchsherde im Zusammenhang mit Schlachthöfen und Pflegeheimen, die bei einer insgesamt recht geringen Zahl von neuen Fällen einen größeren Einfluss haben, als wäre die Gesamtzahl größer.

Hier die Entwicklung des Infektions-Index seit dem 18. März:

Und die Darstellung, wenn man 12 Tage von der tatsächlichen Infektion bis hin zur Meldung des Gesundheitsamtes bzw. Landkreises abzieht:

Neben der geringsten Zahl von offiziellen Neuinfektionen innerhalb eines 7-Tage-Zeitraums seit dem 14. März gibt es zahlreiche weitere positive Zeichen dafür, dass wir uns in Deutschland auf einem sehr guten Weg der Eindämmung des Virus befinden und die Öffnungen bisher – also bis etwa Anfang Mai – keinen allzu negativen Einfluss auf diese Entwicklung hatten:

  • Stand 14. Mai, 0 Uhr hatten wir laut direkter Daten der Landkreise (via Risklayer) 580 Tote innerhalb von sieben Tagen. Das ist der geringste Wert eines 7-Tage-Zeitraums seit dem 30. März.
  • Auf den Intensivstationen der 1.268 Klinikstandorte, die ihre Zahlen am 14. Mai dem DIVI Intensivregister gemeldet haben, finden sich noch 1.329 Patienten mit COVID-19-Erkrankungen, darunter nur noch 892, die beatmet werden. Pro Klinikstandort ist die Zahl der Intensivpatienten mit Infektion damit auf 1,05 gesunken.
  • Die Zahl der Genesenen ist laut offiziellen – aber leicht lückenhaften – Zahlen der Landkreise auf inzwischen 147.327 angestiegen, das Robert-Koch-Institut schätzt die Gesamtzahl auf 150.300
  • Die Zahl der aktiv Infizierten, also derjenigen, die noch nicht genesen (oder verstorben) sind, liegt laut offiziellen – aber leicht lückenhaften – Zahlen der Landkreise bei nur noch 18.905 bzw. nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts bei 14.216.
  • In 51 der 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte gab es Stand 14. Mai, 0 Uhr, innerhalb der jüngsten sieben Tage keinen einzigen neuen positiven Test.
  • In 180 der Kreise und Städte lag die Zahl der offiziellen Neuinfektionen innerhalb der jüngsten sieben Tage bei maximal 5.
  • In 252 der 401 Landkreise und Städte lag die Zahl der offiziellen Neuinfektionen innerhalb der jüngsten sieben Tage unter oder genau auf dem Niveau der vorigen sieben Tage.

Der „Infektions-Index“ – ein Versuch, die SARS-CoV-2-Situation in Deutschland verständlicher darzustellen

Am 2. April stellte ich auf dieser Website meine Analyse „Coronavirus: Vergesst die Zahl der Infizierten, schaut auf die Zahl der Intensiv-Patienten! online, einen Text, in dem ich beschrieb, warum die plakative Gesamtzahl der Infizierten nicht dazu taugt, das Ziel der Nicht-Überlastung des deutschen Gesundheitssystems abzubilden. Ich wies auf das damals erst ein paar Tage alte „DIVI Intensivregister“ hin, das abbildet, wie viele COVID-19-Patienten auf deutschen Intensivstationen behandelt werden – und wie viele Betten für den Fall der Fälle frei sind. Die Krankenhäuser sind inzwischen verpflichtet, ihre Zahlen an das Intensivregister zu melden, was die Datenqualität auf ein Maximum erhöht hat.

Am 18. April zeigte ich zuletzt einen aktualisierten Stand der Situation. Dass es seitdem keine Updates gab, liegt daran, dass sich die Lage nicht im geringsten negativ entwickelt. Auch Stand heute, am 7. Mai sind pro Klinikstandort 10 Betten auf Intensivstationen frei. Die Zahl der COVID-19-Intensiv-Patienten hingegen wird kleiner. Wurden um den 12. April herum noch durchschnittlich 3,2 COVID-19-Patienten pro Klinikstandort auf Intensivstationen behandelt, waren es am 18. April noch 2,5 und seit dem 27. April nun weniger als 2. Am 7. Mai lag diese Zahl bei nur noch 1,49 Patienten pro Klinikstandort. Die Zahl der nach einer Behandlung auf Intensivstationen genesenen Patienten liegt erfreulicherweise inzwischen bei 6,22, die der auf Intensivstationen verstorbenen COVID-19-Patienten bei 2,42 pro Klinikstandort.

Das Ziel, die Intensivstationen nicht an den Rand ihrer Kapazitäten zu bringen, wurde durch die vielfältigen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus vorerst eindrucksvoll erreicht und daran wird sich auch auf absehbare Zeit nichts mehr ändern.

Der Kampf gegen das Virus befindet sich daher nun in einer zweiten Phase. Diese Phase muss das Ziel haben, die Zahl der Infektionen auf ein Minimum zu reduzieren, damit möglichst wenige Menschen schwer erkranken oder sogar sterben. Die Gesundheitsbehörden könnten die dann geringe Zahl an täglichen Neuinfektionen im Griff haben, sie schnellstmöglich nachverfolgen, betroffene Personen in Quarantäne schicken und damit größere Ausbrüche verhindern. Über das Ziel der Herdenimmunität, für die sich 60% bis 70% der Deutschen mit dem Virus angesteckt haben müssten, wird kaum noch diskutiert, denn die Zahl der Toten würde auf dem Weg dorthin zu extreme Formen annehmen.

Um zu zeigen, wo wir uns als Gesellschaft auf dem Weg zu diesem Ziel möglichst weniger Neuinfektionen befinden, wird spätestens seit einer Pressekonferenz von Angela Merkel immer wieder die Zahl „R“ genannt. Sie soll zeigen, wie viele Personen ein Infizierter ansteckt. Liegt sie unter 1, so wird die Zahl der Infizierten automatisch Stück für Stück kleiner.

Das Problem: Kaum jemand, der sich nicht genau mit der Berechnung bzw. Schätzung dieser Zahl auseinander setzt, kapiert, was „R“ aussagt und was nicht. Dennoch wird sie in zahlreichen Medien täglich ohne Einordnung wiedergegeben. Kaum meldete das Robert-Koch-Institut Ende April, dass die Zahl von 0,8 auf 0,9 oder sogar für einen Tag wieder auf 1,0 gegangen sei, spürten einzelne Medien den Weltuntergang, sorgten für Panik. In den sozialen Netzwerken wird diese Panik dann exponenziell auch von Menschen, die es eigentlich besser wissen müssten, weiter verbreitet. Unter dem Motto: „Oh nein! Die zweite Welle kommt und Politiker reden allen Ernstes über Lockerungen!“

Seit Wochen beobachte ich quasi stündlich beim grandiosen Crowdsourcing-Projekt von Risklayer, für das zahlreiche Leute die SARS-Cov-2-Zahlen direkt von den Websites der Landkreise und Städte zusammen sammeln. Das Projekt ist daher die definitiv beste und schnellste Quelle für aktuelle Zahlen. Dort fällt mir von Woche zu Woche etwas Entscheidendes auf: Die Auffälligkeit bezieht sich auf den Wochentag der Meldungen aus den einzelnen Gesundheitsämtern bzw. Landkreisen und Städten. Im Durchschnitt aller bisherigen Wochen liegen die Meldungen der Tage Mittwoch bis Freitag signifikant über denen der anderen Tage. So wurden zum Beispiel donnerstags in den jüngsten acht Wochen 82% mehr Neuinfektionen gemeldet als montags. Und das ist Woche für Woche ähnlich. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren, ich möchte das nicht allzu ausführlich tun, aber es dürfte mit dem Weg vom Test über das Ergebnis bis zur Meldung, arbeitsfreien Wochenenden in Behörden und ähnlichem zu tun haben.

Die Tatsache, dass sich die Meldungen von Neuinfektionen so klar innerhalb einer Woche unterscheiden, lässt meiner Meinung nach bei einer mathematischen Berechnung des Trends von Neuinfektionen nur eins zu: Man muss einen Zeitraum von sieben zusammenhängen Tagen nehmen und nicht einen von drei oder vier Tagen. Denn dann hat man automatisch große Schwankungen in seiner Rechnung, abhängig davon, ob der Zeitraum gerade die Tage Mittwoch, Donnerstag und Freitag enthält oder eben nicht.

Zudem – ganz wichtig: Man sollte niemals Zahlen eines einzelnen Tages mit denen des Vortags vergleichen. Sonst kann man an jedem einzelnen Mittwoch aufschreien: Oh Nein! Die Zahlen steigen wieder!

Ich möchte an dieser Stelle eine Zahl vorstellen, die ich privat für mich seit einigen Wochen errechne und die ich nun öffentlich mache. Ich nenne sie einfach mal „Infektions-Index“. Er funktioniert gar nicht so viel anders als das ominöse „R“, wird allerdings ausschließlich mit vorhandenen Daten berechnet und nicht für die Zukunft prognostiziert, modelliert oder geschätzt. Und: Er bezieht sich auf Zeiträume von sieben Tagen.

Was ich nun mache, ist folgendes: Ich berechne täglich die Zahl von offiziell gemeldeten Neuinfektionen innerhalb der jüngsten sieben Tage und vergleiche sie mit der Zahl der offiziell gemeldeten Neuinfektionen der davor liegenden sieben Tage. Am 30. April also vergleiche ich die Zahl der Neuinfektionen des Zeitraums vom 24. bis 30. April mit der des Zeitraums von 17. bis 23. April. Das Ergebnis ist dann eine Prozentzahl, die zeigt, wie sich die Neuinfektionen zwischen diesen beiden 7-Tages-Zeiträumen entwickelt haben. Am 30. April lag sie bei 66%. Sprich: Die 9.841 Neuinfektionen vom 24. bis 30. April waren nur noch 66% der 14.967 Neuinfektionen vom 17. bis 23. April. Der „Infektions-Index“ lag also am 30. April bei 66. Würde er bei 100 liegen, wäre die Zahl der Neuinfektionen in beiden 7-Tages-Zeiträumen identisch, läge sie über 100, so gäbe es einen Anstieg bei den Neuinfektionen.

Das, was mir und der gesamten Gesellschaft Mut machen sollte: Der „Infektions-Index“ lag nicht nur am 30. April klar unter 100, er liegt schon seit dem 8. April ununterbrochen unter 100, seit dem 11. April sogar immer unter 80. Derzeit ist keinerlei negative Tendenz in den Zahlen zu erkennen.

Was aus meinem Infektions-Index ebenfalls herauszulesen ist, ist etwas, das im Zusammenhang mit einer Grafik des Robert-Koch-Instituts, die für große Diskussionen gesorgt hatte, sehr spannend ist. Die besagte Grafik, die im „Epidemiologischen Bulletin“ 17/2020 [PDF-Link] erschienen war, zeigt eine Entwicklungskurve des RKI-„R“-Wertes, der demnach schon vor dem 23. März, dem Tag, an dem die weitreichenden Ausgangsbeschränkungen in Kraft traten, unter 1 gelegen haben soll – und danach um diese Zahl 1 herum schwankte. Die Grafik führte zu Kritik, die Maßnahmen seien ja wohl gar nicht nötig gewesen, wenn doch schon vor dem 23. März weniger als eine neue Person von einem Infizierten angesteckt worden sei, sie führten direkt auch zu schlimmsten Verschwörungstheorien.

Wenn man nun aber die tatsächlich gemessenen Zahlen meines „Infektions-Indexes“ mit dem damals geschätzten „R“-Wert vergleicht, so wird deutlich, dass die Kurven deutliche Unterschiede aufweisen. So lag mein „Infektions-Index“ am 3. April, also 12 Tage nach dem 22. März, dem Vortag der Ausgangsbeschränkungen noch bei 124, die Zahl der Neuinfektionen stieg also noch klar an. Innerhalb von zehn Tagen fiel er dann aber auf 60. Das wäre ein eindrucksvoller Beweis für die Wirkung eben dieser Ausgangsbeschränkungen. Der Infektions-Index zeigt, dass die Maßnahmen eine sehr positive Wirkung hatten.

Die Verzögerung von 12 Tagen kommt dadurch zustande, dass es von der Infektion über die ersten Symptome, das Testen und schließlich das Melden des positiven Tests an die Behörden ca. 12 Tage dauert. Die Infektion eines offiziell gemeldeten Falls in den Statistiken liegt also bereits ca. 12 Tage zurück.

Ob sich diese positive Tendenz nach den neuerlichen Lockerungen fortsetzen wird, kann ich nicht sagen. Das soll der „Infektions-Index“ auch gar nicht und genau das ist auch der wichtigste Unterschied zu „R“-Schätzungen und -Modellen. Welche Auswirkungen beispielsweise die Geschäftsöffnungen seit dem 20. April auf die Zahl der Neuinfektionen haben, zeigt sich im „Infektions-Index“ erst allmählich seit dem 4. Mai. Bis einschließlich der Zahlen vom 6. Mai ist hier noch kein negativer Effekt zu erkennen.

Was mich schon vorher nicht so pessimistisch wie manch anderen gemacht hatte: Der viel diskutierte Oster-Effekt – dort würden die Infektionszahlen sicher deutlich ansteigen, weil die Leute doch ihre Verwandtschaft besuchen und viel unterwegs sind – ist fast komplett ausgeblieben. Es lässt sich ein leichtes Ansteigen des „Infektions-Index“ vom 22. bis 25. April (also zehn bis 13 Tage nach Ostern) auf zwischenzeitlich 76 erkennen, doch danach ging es sofort wieder auf mittlerweile 62 herab.

Das soll im Umkehrschluss aber eben nicht heißen, dass es automatisch so bleiben muss. Wenn tatsächlich mehr Menschen leichtsinnig würden, sich nicht mehr an die Hygiene-, Abstands-, und Maskenregelungen halten, ist die Chance hoch, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder ansteigt.

Hier nun der Blick auf die Entwicklung des „Infektions-Indexes“ seit dem 15. März:

… und als Alternative die gleiche Kurve mit einer verschobenen Datums-Achse – um 12 Tage zurück auf das geschätzte Datum der tatsächlichen Infektion:

Ich werde den Infektions-Index als pure Zahl täglich links oben auf dieser Website aktualisieren und bei Bedarf auch Erläuterungen in Form von Analysen veröffentlichen.

COVID-19-Daten-Update vom 18. April: Lage auf den Intensivstationen insgesamt weiter entspannt.

Seit meinem jüngsten Update ist eine entscheidende Sache passiert: Die Krankenhäuser MÜSSEN die Betten- und Patientenzahlen ihrer Intensivstationen inzwischen an das „DIVI IntensivRegister“ melden. Aus einer Freiwilligkeit ist also per Eilverordnung eine Pflicht geworden. Die Zahlen werden dadurch noch wertvoller und aussagekräftiger.

Zu den aktuellen Daten: Stand Samstag, 18. April meldeten (innerhalb der jüngsten 60 Stunden) 1.189 Krankenhaus-Standorte die Zahlen ihrer Intensivstationen. Dort gab es

30.077 Betten auf Intensivstationen
17.741 davon waren belegt
12.336 waren frei

Bei den für schwere Erkrankungen wichtigen „high care“-Betten sah es so aus:

12.123 Betten waren belegt
8.403 waren frei

Zu den Patienten mit COVID-19:

2.922 werden aktuell auf den Intensivstationen behandelt
2.180 davon werden beatmet
4.436 der auf Intensivstationen behandelten COVID-19-Patienten sind inzwischen genesen
1.929 der auf Intensivstationen behandelten COVID-19-Patienten sind inzwischen verstorben

Um die aktuellen Zahlen mit denen der vergangenen Wochen zu vergleichen, habe ich sie wiederum auf die einzelne Intensivstation hochgerechnet. Wegen leicht unterschiedlicher Methodiken bei der Meldung sind die Zahlen dabei nur bedingt mit denen von vor dem 9. April vergleichbar, ich habe diese Zahlen dennoch in meiner Grafik gelassen.

Zu sehen ist: Derzeit sind pro Klinik-Standort im Durchschnitt 10,4 der 25,3 Intensiv-Betten frei, 7,1 davon sind „high care“-Betten, 2,9 „low care“-Betten. Die Zahl der freien Betten liegt dabei seit dem Neustart des „IntensivRegisters“ am 9. April durchgängig zwischen 10,4 und 11,1. Die Zahl der COVID-19-Patienten, die vom 10. bis 14. April bei mehr als 3 pro Klinik-Standort lag, ist inzwischen auf 2,5 geschrumpft:

Ob die Zahl der Patienten in den jüngsten Tagen tatsächlich leicht geschrumpft ist – oder ob ganz einfach die Tatsache, dass nun alle Kliniken ihre Zahlen melden müssen für genauere Daten gesorgt hat – ist nicht festzustellen. Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, inwiefern sich die Patientenzahlen bei einer nun vollen Erhebung tatsächlich entwickeln.

Fest steht auf jeden Fall: Dank der Maßnahmen der Bundes- und Landesregierungen und der Disziplin der Bevölkerung sind die Grenzen des Gesundheitssystems und der Intensivstationen bei Weitem nicht ausgereizt worden. Es gibt weiterhin sehr viele freie Betten – auch im „high care“-Bereich. Natürlich gilt wie immer: Lokale und regionale Ausreißer kann es natürlich geben, die hier gezeigten Zahlen sind der Bundesdurchschnitt.

Es bleibt zu hoffen, dass auch die nun beschlossenen Lockerungen im Einzelhandel usw. nichts an dieser Situation ändern. Ich werde die Daten des „IntensivRegisters“ weiter beobachten und Updates liefern, sobald sich etwas Substanzielles tut.

Neue Zahlen, Lage weiter nicht dramatisch: das COVID-19-Daten-Update vom 9. April

Der Umzug des „DIVI IntensivRegisters“ auf eine neue technische Plattform und die Domain intensivregister.de ist nun abgeschlossen, ab sofort liegen wieder aktuelle Daten über die Lage auf den deutschen Intensivstationen vor – sogar mehrfach pro Tag aktualisiert. Auch an dieser Stelle werden daher regelmäßige Updates meiner Analyse erscheinen.

Mit Stand Donnerstagmorgen (9. April) verzeichnete das „IntensivRegister“ Angaben von 680 Krankenhaus-Standorten mit Intensivstationen. Die Zahl ist also im Vergleich zur vergangenen Woche Umzugs-bedingt erstmal wieder geschrumpft, doch in den kommenden Tagen werden hoffentlich wieder mehr Kliniken an dem Register teilnehmen. Sobald das Melden der Intensiv-Kapazitäten zur Pflicht wird, kommt ohnehin kein Krankenhaus mehr um das „IntensivRegister“ herum.

Die 680 Standorte meldeten zwischen Mittwoch, 0 Uhr, und Donnerstag, 8.15 Uhr folgende Mengen an Intensivbetten:

Low care belegt: 3.019
High care belegt: 6.576
ECMO belegt: 100
belegte Betten insgesamt also: 9.695

Low care aktuell frei: 2.135
High care aktuell frei: 4.628
ECMO aktuell frei: 276
aktuell freie Betten insgesamt also: 7.039

Die Zahl der innerhalb von 24 Stunden verfügbaren Betten werden derzeit nicht mehr ausgewiesen. Die Bezeichnungen „Low care“, „High care“ und „ECMO“ zeigen den Grad der möglichen Intensivbehandlung, bei COVID-19-Patienten spielen sie insbesondere bei der Beatmung eine Rolle. In „Low care“-Betten können Patienten behandelt werden, die nur eine nicht-invasive Beatmung benötigen, in „High care“-Betten solche, die eine invasive Beatmung oder eine Organersatztherapie brauchen und in „ECMO“-Betten Patienten, die sogar eine exktrakorporale Membranoxygenierung benötigen, also besonders schwer erkrankt sind.

Interessant wird es nun beim Blick auf die COVID-19-Patienten in den 680 Klinik-Standorten. Gemeldet wurden:

1.888 COVID-19-Patienten auf den Intensivstationen
1.464 davon werden beatmet

1.360 COVID-19-Patienten sind inzwischen wieder genesen, haben die Intensivstation also verlassen
579 sind verstorben

Um diese Zahlen nun mit denen aus meiner ursprünglichen Analyse „Coronavirus: Vergesst die Zahl der Infizierten, schaut auf die Zahl der Intensiv-Patienten!“ vergleichen zu können, habe ich die Betten- und Patientenzahlen auf den einzelnen Klinik-Standort umgerechnet. Aus dieser Rechnung ergibt sich folgendes:

Der durchschnittliche Klinik-Standort verfügt aktuell (Stand Donnerstag, 8.15 Uhr) über:

24,6 Intensivbetten
10,4 davon sind aktuell frei

2,78 COVID-19-Patienten werden auf den Intensivstationen pro Standort behandelt
2,15 davon werden beatmet

Schaut man nun auf die Zahlen vom 2. Februar, so zeigt sich, dass die Zahl der Patienten zwar angestiegen ist, allerdings nicht auf dramatische Art und Weise. Am 2. Februar gab es 2,19 COVID-19-Patienten pro Klinik-Standort auf Intensivstationen, nun also 2,78. Sehr positiv: Gleichzeitig ist die Zahl der aktuell freien Betten von 9,3 auf 10,4 sogar angestiegen, was insbesondere mit mehr freien „high care“-Betten zusammen hängt.

Ganz wichtig: Diese Aussagen beziehen sich natürlich auf den Bundes-Durchschnitt. Natürlich mag es Regionen und Orte geben, in denen es anders, dramatischer aussieht. Doch insgesamt kommen die Intensivstationen weiterhin sehr gut klar mit der Zahl der COVID-19-Patienten, die Kapazitäten des Gesundheitssystems sind deutlich ausreichend.

Feedback zur COVID-19-Analyse: die wichtigsten Fragen und Anmerkungen.

Das Wichtigste zum Start in die neue Woche vorweg: Es gibt seit Freitagnachmittag keine neuen Zahlen aus dem „DIVI-Intensivregister“. Der Grund: Die Datenbank zieht auf eine neue technische Infrastruktur und die Domain intensivregister.de um und dieser Umzug dauert derzeit noch an. Neue Zahlen zu den Betten und den COVID-19-Patienten in den Intensivstationen soll es erst wieder am Dienstagmorgen geben. Sobald das der Fall ist, wird es auch an dieser Stelle mit den Updates weiter gehen. [Update vom Dienstag: Es stehen weiterhin keine neuen Daten zur Verfügung, die DIVI nennt nun „voraussichtlich Mittwoch“ als Termin.]

Die Zeit bis dahin nutze ich, um einige Fragestellungen und Anmerkungen zu beantworten. Ich bitte um Verständnis, dass ich nicht jeder Mail, jedem Kommentar und jedem Tweet direkt antworten kann, es waren einfach zu viele seit der Veröffentlichung meiner Analyse „Coronavirus: Vergesst die Zahl der Infizierten, schaut auf die Zahl der Intensiv-Patienten!„. Mein Dank gilt auch nochmal an alle Leser, die sich für meinen Text interessiert haben, es sind bereits mehr als 15.000.

Die meisten Anmerkungen gab es zu folgenden Themen:

  • Die reine Zahl der Betten ist nicht allein entscheidend. Es fehlen Zahlen zu den Pflegekräften und Ärzten, die sich um die Intensivbetten kümmern können. Gibt es dort zu wenig, helfen auch die freien Betten nichts.

Ja. Das ist natürlich richtig. Eine Erhebung solcher Daten ist aber natürlich extrem aufwändig und wohl illusorisch. Klar ist, dass wohl sämtliche Kliniken versuchen, ihr Personal aufzustocken, Pflegekräfte für die Betreuung von COVID-19-Patienten zu schulen, etc. Inwiefern das in der kurzen Zeit fachlich möglich ist, kann ich nicht beantworten.

  • Noch relevanter als der Blick auf die deutschen Zahlen wäre der auf einzelne Regionen. Denn: Was hilft es einem Patienten aus Süddeutschland, wenn dort keine Betten mehr frei wären, sondern nur noch im Norden?

Auch das ist korrekt. Natürlich würde im Ernstfall versucht, Patienten in andere Regionen zu bringen, wenn es dort noch Kapazitäten auf Intensivstationen gäbe. Schließlich werden derzeit auch schon welche aus Italien, Frankreich, etc. nach Deutschland geflogen. Aber: Sobald wieder aktuelle Daten vorliegen, werde ich auch mal einen gesonderten Blick auf die Zahlen der Bundesländer präsentieren. Archiviert habe ich die Daten der Länder seit dem 25. März auf jeden Fall.

  • Schwer Erkrankten bringen die so genannten „Low care“-Betten auf Intensivstationen nichts. Beatmung kann nur auf „High care“-Plätzen stattfinden.

Auch auf diese Anmerkung werde ich in künftigen Updates eingehen und die Zahl der „High care“-Betten gesondert in den Updates ausweisen.

Ein wichtiger Hinweis noch: Die Kommentarfunktion auf dieser Website ist moderiert. Das heißt, Ihre Kommentare gehen erst nach einer Prüfung durch mich online. Ich werde keine Kommentare freischalten, die sich nicht sachlich mit dem Thema der Analysen auseinandersetzen, sondern die Chance nutzen wollen, um gegen Politiker zu hetzen, Verschwörungstheorien zu verbreiten oder die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben.

COVID-19-Zahlen-Update vom 3. April

Wie in meinem Einleitungstext zum Thema Zahlen rund um den neuen Coronavirus angekündigt, will ich auf dieser Website kleine tägliche Updates dazu liefern, wie sich die Lage auf den deutschen Intensivstationen entwickelt. Die Zahlen der Intensivpatienten, die wegen COVID-19 behandelt werden, ist meiner Meinung nach der entscheidende Faktor zur Einschätzung der Belastung des deutschen Gesundheitssystems.

Die gute Nachricht, die aus den neuesten Zahlen des „DIVI Intensivregisters“ der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin hervor geht: Erneut nehmen deutlich mehr Kliniken an der Erhebung teil. Aus den 975 Intensivstationen vom 2. April wurden einen Tag später schon 1.052. Bis zur Vollerhebung mit allen 1.160 deutschen Intensivstationen ist es also kein allzu großer Weg mehr.

Die logische Folge dieser positiven Entwicklung ist, dass die Patientenzahlen immer kompletter und aussagekräftiger werden. Am Freitag, 3. April, meldeten die 1.052 Kliniken 2.424 Patienten, die wegen COVID-19 auf ihren Intensivstationen behandelt werden. Das sind 285 mehr als am Vortag. Dadurch, dass aber auch die Zahl der Kliniken um 77 anstieg, ist das Plus der Patienten nicht so dramatisch wie es auf den ersten Blick aussieht. Auf die einzelne Klinik umgerechnet stieg die Zahl der behandelten Intensivpatienten gegenüber dem Vortag um 5,0% von 2,19 auf 2,30.

Die Gesamtzahl der Betten auf Intensivstationen läge hochgerechnet nun bei 29,0 pro Klinik, die der freien oder innerhalb von 24 Stunden verfügbaren Betten bei 17,2. Das entspricht leichten Rückgängen gegenüber dem Vortag.

Wichtige Anmerkung: So lang nicht alle Intensivstationen am „Intensivregister“ teilnehmen, können solch leichte Schwankungen wie auch der prozentuale Anstieg der Patienten noch davon beeinflusst werden, ob Kliniken mit besonders wenig Betten oder Patienten neu in die Statistiken kommen, bzw. solche mit besonders viel Betten oder Patienten. Je mehr Kliniken teilnehmen, desto genauer werden die Gesamtzahlen, sowie die Trends und Entwicklungen.

Coronavirus: Vergesst die Zahl der Infizierten, schaut auf die Zahl der Intensiv-Patienten!

Mein Name ist Jens Schröder, ich bin Journalist und Daten-Analyst. Seit über 20 Jahren analysiere ich vor allem Daten aus der Medienbranche, seit über elf Jahren beim Branchendienst MEEDIA. Ich schreibe zudem den werktäglichen #trending-Newsletter und bin Mitbetreiber der Social-Media-News-Charts 10000 Flies.

Das Thema SARS-CoV2 hat mich von Beginn an sehr bewegt und interessiert. Auch aus Sicht des Daten-Analysten in mir. Der Grund: Zahlen spielen bei dem Problem und seiner Lösung eine entscheidende Rolle. Denn: Sämtliche Maßnahmen in zahlreichen Ländern der Erde haben das Ziel, die Zahl der Patienten gering zu halten, damit die Krankenhäuser und hier insbesondere die Intensivstationen nicht überlastet werden.

Auch die Medien stürzen sich daher massiv auf Daten, melden neue Zahlen von Infizierten wie Weltrekorde in der Leichtathletik. Wir werden mit täglichen Corona-Wasserständen aus allen Ländern der Welt versorgt, ohne dass wir die Zahlen gut genug einschätzen können.

Mein Problem an dieser Berichterstattung: Die Zahlen der Infizierten sind solang irreführend, solang die Dunkelziffer der Infizierten, die nicht getestet wurden, unbekannt ist. Interessante Studien in quasi abgeschirmten Systemen – einem Kreuzfahrtschiff und einem kleinen Ort in Norditalien – in denen sämtliche Bürger getestet wurden, haben gezeigt, dass 50% der Infizierten keinerlei Symptome gezeigt haben. Sie tauchen im Zweifel gar nicht in den offiziellen Statistiken auf.

In Medien und auf Dashboards mit Weltkarten werden zudem die Zahlen der Infizierten aus allen Ländern der Erde verglichen. Das Problem: Die Test-Strategie in den verschiedenen Ländern ist teilweise sehr unterschiedlich. Ein Beispiel: Von den 102.236 bekannten SARS-CoV2-Infektionen in Spanien (Stand: 31. März) lagen am gleichen Tag 51.418 mit COVID-19-Erkrankungen in einer Klinik. Ein dramatisch aussehender Anteil von 50,3%. In Portugal hingegen lagen von den 8.251 Infizierten (Stand: 31. März) nur 726 im Krankenhaus. Ein Anteil von 8,8% [Quelle für diese Zahlen: TU Berlin]. Die riesige Differenz zwischen 50,3% und 8,8% in benachbarten Ländern wird vor allem mit der Zahl der Tests zusammen hängen: In Portugal wurden bis zum 31. März 59.457 Tests durchgeführt, 8.251 davon waren positiv. Die Vermutung liegt also nahe, dass in Spanien vergleichsweise viel weniger getestet wurde und wenn, dann vor allem die bereits schwer Kranken. Folge: Die Dunkelziffer der Fälle ist sehr wahrscheinlich deutlich höher ist als in Portugal. Der tatsächliche Anteil der Krankenhaus-Patienten unter den Infizierten würde dann deutlich unter den offiziellen 50,3% liegen.

Solche Beispiele zeigen, wie unsinnig gerade internationale Vergleiche zwischen den quasi offiziellen Infektionen in unterschiedlichen Ländern sind.

Für mich ist daher eins klar: die Zahl der Infektionen kann und darf bei der Beurteilung der Lage in den Medien, aber auch in der Politik nicht die einzige Rolle spielen, solang die Dunkelziffer der unbekannten Infizierten nicht bekannt ist.

Deutlich relevanter sind die Zahlen der Patienten, die ins Krankenhaus müssen und vor allem derjenigen, die auf Intensivstationen behandelt werden müssen. Denn hier gibt es keine Dunkelziffer. Wenn jemand so krank ist, dass er auf eine Intensivstation muss, dann wird er auch dort landen. Zumindest so lang, wie die Stationen nicht überlastet sind. Die Dunkelziffer von schwer Erkrankten wird also klein oder sehr klein sein.

Obwohl die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) e.V. zusammen mit dem Robert Koch-Institut (RKI) und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) seit dem 20. März detaillierte Zahlen der Intensivstationen ermittelt und veröffentlicht, beachten Medien dieses „DIVI Intensivregister“ [Update vom 6. April: Das „Intensivregister“ ist auf die neue Adresse intensivregister.de umgezogen] bislang nur am Rande. Dabei sind es genau diese Zahlen, die zeigen, ob unser Gesundheitssystem gut aufgestellt ist, ob sich die Lage zuspitzt und ob das, was allgemein als „Flatten the Curve“ bezeichnet wird, durch die Maßnahmen wie Social Distancing, die Ausgangsbeschränkungen, etc. funktioniert.


(Grafik: Bundesregierung)

Ich archiviere die Zahlen des „Intensivregisters“ seit über einer Woche und finde die bisherigen Ergebnisse und Erkenntnisse sehr spannend. Daher möchte ich sie auf dieser neu eröffneten Website mit interessierten Lesern teilen – auch in der Hoffnung, dass vielleicht mehr Journalisten und Medien auf diese Zahlen schauen.

Das Zwischenfazit lautet dabei: Die Lage in Deutschland ist bisher noch sehr entspannt. Im Gegensatz zu Berichten aus Regionen in Italien, Frankreich oder den USA ist die Zahl der Intensivbetten hierzulande noch ausreichend und wird das vorerst auch bleiben.

Die 975 der 1.160 deutschen Intensivstationen, die bislang am freiwilligen „Intensivregister“ teilnehmen, meldeten am Donnerstag, 2. April, 28.443 Betten, von denen 17.049 frei sind oder innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung gestellt werden können.

Hochgerechnet auf alle 1.160 Intensivstationen wären das 33.840 Intensiv-Betten, von denen 20.284 innerhalb von 24 Stunden frei bzw. verfügbar wären. Eine solche Hochrechnung muss aber mit gewisser Vorsicht betrachtet werden, da ich nicht weiß, ob vornehmlich kleine oder vornehmlich große Kliniken bisher nicht am „Intensivregister“ teilnehmen.

Sinnvoller für einen Vergleich auch mit den vergangenen Tagen, an denen weniger Kliniken teilgenommen haben, ist daher eine Umrechnung der freien Intensivbetten auf die Zahl der Stationen. Stand Donnerstag (2. April) finden sich in den 975 meldenden Intensivstationen im Durchschnitt 29,2 Betten, 17,5 davon sind frei oder innerhalb von 24 Stunden verfügbar,

Soweit die Grundgesamtheit, das also, was in der oben gezeigten „Flatten the Curve“-Grafik die „Kapazität des Gesundheitssystems“ darstellt, die möglichst nicht durch COVID-19-Patienten ausgereizt werden darf, damit das System nicht an seine Grenzen stößt und chaotische Verhältnisse wie in anderen Ländern bzw. einzelnen Regionen dieser Länder entstehen.

Das Ermutigende: Die Zahl sowohl der Betten pro Station, als auch der freien bzw. in 24 Stunden verfügbaren Betten pro Station schrumpft derzeit nicht: Am 25. März lagen die beiden Werte noch bei 26,4 Betten pro Station und 17,1 freien oder innerhalb von 24 Stunden verfügbaren Betten, am 2. April waren es schon 29,2 und 17,5. Trotz der COVID-19-Patienten steigen also die Zahlen der gesamten und der freien Betten noch an, da viele Kliniken noch dabei sind, ihre Kapazitäten auszubauen. Ein klares Indiz dafür, dass die Maßnahmen in Deutschland nicht zu spät kamen, sondern dem Gesundheitssystem und den Krankenhäusern viel Zeit gegeben haben, ihre Intensivstationen aufzurüsten, bereit zu machen für steigende Patientenzahlen.

Erfasst wird im „Intensivregister“ auch genau diese Zahl der COVID-19-Patienten. So wurden auf den 975 meldenden Intensivstationen am Donnerstag, 2. April, 2139 COVID-19-Patienten behandelt, also 2,19 Patienten pro Intensivstation. Insgesamt 1797, bzw. 1,84 pro Station davon mussten beatmet werden. Die Zahlen stiegen innerhalb der neun Tage von 1,21 auf 2,19 und von 0,64 auf 1,84. Die Gesamtzahl der Intensiv-Patienten hat sich innerhalb der neun beobachteten Tage also nichtmal verdoppelt. Sprich: Die Kurve der Intensiv-Patienten steigt deutlich flacher an als die offizielle Zahl der Infizierten. Auch ein exponentielles Wachstum ist noch nicht zu beobachten:

Nun bin ich Daten-Analyst ohne tiefgreifende medizinische Kenntnisse, doch mir erscheinen diese Statistiken und Vergleiche zum jetzigen Zeitpunkt als absolut positives und Mut machendes Zeichen dafür, dass das deutsche Gesundheitssystem noch deutlich von chaotischen Verhältnissen entfernt ist und sich im Rahmen der Möglichkeiten sehr gut auf den Ernstfall vorbereitet hat und noch vorbereitet. Daher die weiter steigende Anzahl der Betten.

Diese Erkenntnis ist aber – und das ist wichtig – eine Momentaufnahme. Da Infizierte erst nach einer gewissen Zeit so krank werden, dass sie in eine Klinik müssen oder gar auf eine Intensivstation – erste Studien sprechen von 10 Tagen vom Erkrankungsbeginn bis zur Behandlung auf der Intensivstation -, hinkt die Zahl der Krankenhaus-Patienten der Zahl der Infizierten automatisch nach. Zwar ist es so, dass sich die Kurven der offiziell Infizierten und der Intensiv-Patienten bisher deutlich unterschiedlich entwickeln, doch das muss eben nicht so bleiben.

Ich halte nichts von Prognosen, auch die vielen Modellrechnungen, von denen immer dann in Medien zu lesen ist, wenn sie besonders spektakuläre Ergebnisse liefern, sind nur eine möglicherweise etwas fundiertere Hellseherei. Daher erlaube ich mir keinen Blick in die Zukunft, werde nicht prognostizieren, wie es auf den Intensivstationen in zwei oder drei Wochen aussehen kann. Was ich allerdings tun werde ist, auf dieser Website ab sofort tägliche Updates zu den Zahlen aus dem „DIVI Intensivregister“ zu liefern, sowie weitere Erkenntnisse aus Datensätzen abseits der offiziellen Infiziertenzahlen.