Viele positive Zeichen im Zusammenhang mit dem Virus – oder: Warum es nicht so dramatisch ist, dass der „Infektions-Index“ auf 90 gestiegen ist.

Leute, die regelmäßig meine Website besuchen, werden beobachtet haben, dass der „Infektions-Index“, den ich am 7. Mai vorgestellt habe, seitdem von 62 (bzw. später korrigierten 61) auf nun 90 angestiegen ist – innerhalb von nur einer Woche. Doch auch wenn diese Entwicklung dramatisch aussieht, ist sie nicht so dramatisch. Denn: Auch weiterhin sinkt die Zahl der positiven Test-Ergebnisse im Zusammenhang mit SARS-CoV-2, also die Zahl der offiziellen Neuinfektionen.

Stand 14. Mai, 0 Uhr, hatten wir in den jüngsten sieben Tagen 5.964 positive Tests und damit 90% der 6.608 aus den sieben Tagen davor. Diese 90% sind damit der aktuelle Infektions-Index. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt derzeit also nicht mehr so deutlich wie in den Wochen zuvor, sie fällt aber weiterhin. Die 5.964 positiven Tests sind der geringste Wert eines 7-Tage-Zeitraums seit dem 14. März.

Hier wird nun eben auch deutlich, dass ein Infektions-Index von 90 bei einer recht geringen Zahl von Neuinfektionen (5.964 pro Woche entspricht 852 pro Tag) längst nicht so gefährlich ist, als hätten wir Mitte April einen von 90 gehabt, als die Zahl der positiven Tests eines 7-Tage-Zeitraums noch bei fast 25.000 bis 30.000 lag. Damals ging der Infektions-Index glücklicherweise schnell herunter auf zwischenzeitlich sogar 59 und damit eben auf die recht geringen Zahlen an Neuinfektionen, die wir nun haben.

Warum der Index auf 90 gestiegen ist, lässt sich nicht hundertprozentig sagen. Die Lockerungen der Maßnahmen mit den Ladenöffnungen ab dem 20. April könnten eine Rolle spielen – eventuell zusammen mit der Leichtsinnigkeit einiger Menschen. Dennoch zeigt der Wert von 90 aber auch, dass diese Öffnungen nicht dazu geführt haben, dass die Zahl der Neuinfektionen wieder ansteigt. Der Index liegt eben bei 90 und nicht über 100. Es deutet derzeit auch nichts darauf hin, dass er zeitnah über 100 ansteigen könnte.

Ein weiterer Aspekt, der mit in die Zahlen der vergangenen Tage hineinspielt, sind einzelne Ausbruchsherde im Zusammenhang mit Schlachthöfen und Pflegeheimen, die bei einer insgesamt recht geringen Zahl von neuen Fällen einen größeren Einfluss haben, als wäre die Gesamtzahl größer.

Hier die Entwicklung des Infektions-Index seit dem 18. März:

Und die Darstellung, wenn man 12 Tage von der tatsächlichen Infektion bis hin zur Meldung des Gesundheitsamtes bzw. Landkreises abzieht:

Neben der geringsten Zahl von offiziellen Neuinfektionen innerhalb eines 7-Tage-Zeitraums seit dem 14. März gibt es zahlreiche weitere positive Zeichen dafür, dass wir uns in Deutschland auf einem sehr guten Weg der Eindämmung des Virus befinden und die Öffnungen bisher – also bis etwa Anfang Mai – keinen allzu negativen Einfluss auf diese Entwicklung hatten:

  • Stand 14. Mai, 0 Uhr hatten wir laut direkter Daten der Landkreise (via Risklayer) 580 Tote innerhalb von sieben Tagen. Das ist der geringste Wert eines 7-Tage-Zeitraums seit dem 30. März.
  • Auf den Intensivstationen der 1.268 Klinikstandorte, die ihre Zahlen am 14. Mai dem DIVI Intensivregister gemeldet haben, finden sich noch 1.329 Patienten mit COVID-19-Erkrankungen, darunter nur noch 892, die beatmet werden. Pro Klinikstandort ist die Zahl der Intensivpatienten mit Infektion damit auf 1,05 gesunken.
  • Die Zahl der Genesenen ist laut offiziellen – aber leicht lückenhaften – Zahlen der Landkreise auf inzwischen 147.327 angestiegen, das Robert-Koch-Institut schätzt die Gesamtzahl auf 150.300
  • Die Zahl der aktiv Infizierten, also derjenigen, die noch nicht genesen (oder verstorben) sind, liegt laut offiziellen – aber leicht lückenhaften – Zahlen der Landkreise bei nur noch 18.905 bzw. nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts bei 14.216.
  • In 51 der 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte gab es Stand 14. Mai, 0 Uhr, innerhalb der jüngsten sieben Tage keinen einzigen neuen positiven Test.
  • In 180 der Kreise und Städte lag die Zahl der offiziellen Neuinfektionen innerhalb der jüngsten sieben Tage bei maximal 5.
  • In 252 der 401 Landkreise und Städte lag die Zahl der offiziellen Neuinfektionen innerhalb der jüngsten sieben Tage unter oder genau auf dem Niveau der vorigen sieben Tage.